Dieses Jahr gibt es in Großröhrsdorf gleich zwei Gründe zum Feiern – 95 Jahre Stadtrecht, 110 Jahre Rathaus.
Die Stadt Großröhrsdorf, die ursprünglich aus einem kleinen Dorf hervorgegangen ist, kann heute auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken. Großröhrsdorf führte ursprünglich den Namen „Rüdigersdorf“. Im Laufe der Zeit hatte der Ortsname zahlreiche Veränderungen erfahren: Grozen-Rudigersdorf (1349-50), Groß-Rudigersdorf (1445), Großen Rursdorff (1474), Großruersdorff (1509) und schließlich Großröhrsdorf. Bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts blieb der Ort ein Bauerndorf.
Danach entwickelten sich vielerlei Handwerke, wie z.B. Schneider, Schuhmacher, Schmieden, Fleischer sowie Bäcker und Glaser. Mit Einführung der Bandweberei durch George Hans im Jahr 1680 nahm Großröhrsdorf einen großen Aufschwung. Anfangs gab es nur wenige Bandweber, aber bereits 1765 konnte man 200 Bandmacher zählen. Großröhrsdorf wurde zum Hauptsitz der Bandindustrie im östlichen Deutschland. Das größte Unternehmen in der örtlichen Textilindustrie war „C.G. Großmann“. Auch andere Industrien waren in Großröhrsdorf vertreten, wie z.B. Maschinenfabriken, Eisengießereien, Wäscherollen- und Hausmangelfabriken sowie eine Bierbrauerei. Die in Großröhrsdorf angesiedelte Dresdner Tischfabrik „Hermann Menzel“ war 1940 die größte ihrer Art in Deutschland.
Durch die ständige Entwicklung von Handwerk und Industrie veränderte
sich auch die gesamte Infrastruktur Großröhrsdorfs. Repräsentative
Bauten, wie die Villen der Fabrikbesitzer, die Bank, die Post und das
Krankenhaus gaben dem Ort ein städtemäßiges Aussehen. Dazu gehörte
natürlich auch der Bau eines Rathauses, der für den Ort immer
dringlicher wurde. Die Räume des einstigen Gemeindeamtes entsprachen
nicht mehr den damaligen Verhältnissen. Die Räume waren zu eng und zu
klein. So beschloss man den Neubau eines Rathauses, dessen
Ecksteinlegung am 27. Mai 1908 erfolgte. Über ein Jahr später, am 22.
September 1909, erfolgte dann die Einweihung des im Jugendstil erbauten
Rathauses in Großröhrsdorf.
Der Gedanke zur Umwandlung des Dorfes in
eine Stadt wuchs bei den Einwohnern mehr und mehr. Im Jahre 1873
erfolgte eine Revision der 1832er Städteordnung. Danach forderten die
Einwohner von Großröhrsdorf, einen Antrag an das Gesamtministerium in
Dresden zwecks Umwandlung des Dorfes in eine Stadt zu stellen. Es gab im
Gemeinderat immer wieder Aussprachen darüber, doch der Gedanke wurde
erst am 18. Februar 1924 erneut aufgegriffen. Man beschloss einen Monat
später einstimmig, einen Antrag zu stellen. Es wurde eine Besichtigung
des Ortes und eine Einsichtnahme in die Verwaltung vom Ministerium
durchgeführt und anschließend wurde der Antrag genehmigt. In einer
Verordnung vom 10. Juli 1924 durfte sich die Gemeinde nunmehr „Stadt“
nennen. Dieses Ereignis wurde dann am 11. Oktober feierlich begangen.
Das
neue Stadtwappen, das einen silbernen Bandwebschütz in blauem Schilde
darstellt, wurde zwei Jahre später durch das Innenministerium genehmigt
worden.
Mit einem Fest rund um das Rathaus in der Zeit vom 21. bis 23. Juni 2019 sollen 95 Jahre Stadtrecht und 110 Jahre Rathausbau begangen werden. Zahlreiche Vereine und Interessengruppen haben sich angemeldet, um sich und ihre Tätigkeit an diesem Wochenende einem breiten Publikum vorzustellen. Hier wird es einen Schaustellerpark geben. Verschiedenste Attraktionen und ein Festzelt mit buntem Programm bieten der ganzen Familie eine vielfältige und interessante Unterhaltung.
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