Großröhrsdorfer Persönlichkeiten - Das Familienunternehmen Völkel

Nur zwei Jahre nach Adolph Nitzsche gründete Julius Völkel 1865 im Grundstück Lange Straße 30 ein weiteres großes Baugeschäft. Der Firmengründer lebte von 1841 bis 1891. Auf ihn folgten seine beiden Söhne Max, geb. am 14.03.1875 und Eduin (nicht Edwin!), geb. am 12.05.1877.

Sie verlegten den Firmensitz auf das 1906 mit dem dazugehörigen Land erworbene Johnesche Bauerngut Kat.-Nr. 312 (Praßerstraße 1). Etwas außerhalb wurde 1911 ein eigenes Sägewerk errichtet. Nur zwei Jahre später wurde es durch einen Neubau an der Alten Straße ersetzt. Das Sägewerk war noch bis 1965 in Betrieb. 1967 zog hier das VEG (Volkseigenes Gut) Straßenobst ein. Außerdem entstand an der Alten Straße unmittelbar westlich davon eine Produktionsstätte für Betonfertigteile wie Rohre, Kanalschächte usw. In den fünfziger Jahren folgte auf diesem Gelände ein MTS - Stützpunkt (Maschinen –Traktoren – Station) der LPG. Eine Teilfläche nimmt heute die Firma Senf – Haustechnik ein. Einige hundert Meter südlich davon mitten in den Feldern betrieb die Firma Völkel außerdem zwei Steinbrüche, welche noch vor 1924 wieder aufgegeben wurden. Anschließend entstand an dieser Stelle die noch heute bestehende Kleingartenanlage.

Max und Eduin haben das Bauunternehmen Völkel beträchtlich erweitert. Bereits kurz nach der Jahrhundertwende errichteten beide Unternehmer ihre eigenen Villen Radeberger Straße 53 (Max) und Praßerstraße 2 (Eduin). 1936 beschäftigte die Firma ca. 100 Mitarbeiter. Die beiden Brüder waren nicht nur Bauausführende, sondern auch als die ersten Architekten Großröhrsdorfs gleichzeitig Dienstleister für andere Baubetriebe, besonders für Adolph Nitzsche. Sie entwarfen die meisten Großröhrsdorfer Fabrikantenvillen. Auch öffentliche Gebäude gehen auf die Firma Völkel zurück. Dazu gehören die Melanchthonschule (heute Teil des Sauerbruch – Gymnasiums) von 1904, das Rathaus von 1909 sowie der große Saalanbau am Mittelgasthof (später Kino) – ebenfalls von 1909. Das Rathaus als Mittelpunkt des neuen Zentrums sollte eine flankierende Bebauung erhalten, u.a. das ursprünglich hier geplante Kaufhaus Schönwald. 1928 entstand es etwas verändert an der Bankstraße. Am 25.06.1930 verstarb Eduin Völkel. Nur zweieinhalb Jahre später am 08.12.1932 folgte ihm sein Bruder Max.

Das Familienunternehmen lief jedoch weiter. In der Zeit von 1932 bis 1935 wurde Herr Oswald als Geschäftsführer tätig. Als Architekt stand ihm Herr Weißbach zur Seite. 1935 / 36 war das Unternehmen Völkel bauausführend an Renovierung und Umbau unserer Stadtkirche beteiligt. Anlass war das 200 – jährige Jubiläum welches am 11. Oktober 1936 gebührend gefeiert wurde.

Ab 1935 stand der 1. Sohn Eduin Völkels, Karl geb. am 08.05.1910 bis zu seinem Tode am 21.02.1945 dem Unternehmen vor. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges führte der 2. Sohn Eduins, der Kaufmann Gotthart Völkel, geb. am 19.06.1915 den Betrieb bis zu seiner Auflösung im Jahre 1950 weiter. Er verstarb am 29.12.1983. Diese Angaben wurden dem Begleitheft zum Tag des offenen Denkmals 2000 entnommen.

R. Röllig

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Eduin Völkel als junger Mann.
Max Völkel in reiferen Jahren. Das Bildmaterial stammt aus der Sammlung von Johannes Nitsche.zoom
Max Völkel in reiferen Jahren. Das Bildmaterial stammt aus der Sammlung von Johannes Nitsche.
 

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