Am 17.05.2020 soll die Sonderausstellung „Johann Gottfried Schöne - 165 Jahre Erste Mechanische Band- und Gurtweberei Sachsens“ eröffnen. Vorausgesetzt die Behörden im Freistaat Sachsen lockern die Beschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus und ermöglichen wieder einen Museumsbesuch.
Die ehemalige
Firma Johann Gottfried Schöne auf der Radeberger Straße 56 ist in Großröhrsdorf
unter dem Namen „Kirchfriedens“ bekannt.
Die
Geschichte der Bandweberei unter den Kirchfriedens geht sogar bis in das Jahr
1727 zurück. Damals übte George Schöne (1699 – 1759) den Beruf eines
Bandmachers in seinem Haus auf der heutigen Langen Straße in Großröhrsdorf aus.
Seitdem ist dieses Handwerk in ununterbrochener Reihe von seinen Nachkommen
betrieben worden.
Unter dem
Unternehmer Johann Gottfried Schöne (1801 – 1882) wurde aus einem Kleinbetrieb
ein Großbetrieb, aus dem Handbetrieb der mechanisierte Betrieb. Er errichtete
auf der Radeberger Straße eine Fabrik sowie ein Geschäftshaus. Es wurden elastische
Bänder (sogenannte Kautschukbänder) entwickelt und patentiert. Auch die
Jacquardweberei nahm Einzug. Ab 1838 hatte J.G. Schöne angefangen Maschinengurt
herzustellen. Die Weberei von verschiedensten Gurten wurde zur Hauptproduktion.
Im Jahr
1855 erfolgte die Bestellung und Lieferung der ersten Dampfmaschine in
Großröhrsdorf. Beauftragt wurde die Firma Jahn & Arendt in Dessau. Die
Maschine war für 4 - 6 PS ausgelegt und hochstehend auf vier Säulen angebracht.
Der Kessel war 16 – 18 Fuß lang und hatte einen Durchmesser von 4 Fuß. Durch
diese Dampfmaschine wurden mit Transmission die ersten Webstühle angetrieben
und die Firma durfte sich „Erste Mechanische Band- und Gurtweberei Sachsens“
nennen. Die Produktpalette veränderte und erweiterte sich ständig. So wurden
hier in der Folge z.B. Treibriemen, besonders schwere Gurte, Koppelgurte, Feuerwehrschläuche,
Auto-Sicherheitsgurte, Elastische Binden, Bandvielfachkabel für die Fernmeldetechnik
und vieles mehr gewebt und konfektioniert.
Im Rahmen
des Tages des offenen Denkmals 2014 wurde durch die letzte Inhaberin Annegret
Schöne und dem Verein Industrie- und Bandmuseum e.V. noch einmal eine
Besichtigung des historischen Websaales ermöglicht. 2019 verstarb Annegret
Schöne und somit wurde das Ende der Firma Johann Gottfried Schöne besiegelt.
In der
Sonderausstellung im Technischen Museum der Bandweberei werden die durch
Kirchfriedens hergestellten Produkte präsentiert. Auf großen Tafeln kann man
sich über die umfangreiche Firmengeschichte informieren, originale Urkunden um
1850 bestaunen, Fotos aus der jüngeren Vergangenheit sehen und auch einige
technische Gerätschaften begutachten. Momentan wird vom Verein Industrie- und
Bandmuseum e.V. noch an einem Bandwebautomaten englischen Fabrikates gewerkelt,
der dann in der Sonderausstellung vorgeführt werden soll.
Generell
legt das Museum großen Wert auf die Vorführung der vorhandenen Technik. So
können in der Dauerausstellung über 15 verschiedene Webstühle und
Bandwebautomaten in Betrieb genommen und vorgeführt werden. Dieser Umfang funktionierender
Webtechnik dürfte für ein Museum einzigartig sein, wobei der älteste bedienbare
Handwebstuhl aus dem 17. Jahrhundert stammt und auch viele Jahre im
Heimatmuseum Großröhrsdorf zu sehen war.
Unter Einhaltung der dann gültigen Vorgaben der Corona-Schutz-Verordnung soll die voraussichtliche Eröffnung der Sonderausstellung am Internationalen Museumstag, Sonntag, den 17.05.2020, erfolgen. Danach wird die Sonderausstellung etwa ein halbes Jahr zu den regulären Öffnungszeiten des Museums zu besichtigen sein.
Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 3,00 € und beinhaltet neben der Sonderausstellung auch die Dauerausstellung. Kinder ab 6 Jahren zahlen 1,00 €.
Öffnungszeiten:
Dienstag,
Mittwoch und Donnerstag: 14.00 – 18.00 Uhr
Jeden 1. und
3. Sonntag im Monat: 14.00 – 17.00 Uhr
Technisches
Museum der Bandweberei
Schulstraße
2
01900
Großröhrsdorf
Tel.
035952-48247
bandweberei-museum@stadt-grossroehrsdorf.de
Stadtverwaltung Großröhrsdorf Rathausplatz 1 01900 Großröhrsdorf