Still und heimlich ist das Massenei-Bad 85 Jahre alt geworden, denn groß gefeiert kann dieses Jahr leider nicht. Nichts desto trotz sollte diesem denkwürdigen Alter des Freibades gedacht werden und so tauchen wir kurz ab in die Entstehung des Massenei-Bades.
Bereits 1900 beschäftigte sich der Naturheilverein mit der
Errichtung eines Volksbades. Ab dem Jahr 1902 stellte der Fabrikbesitzer Unger
einen Teich zum Baden zur Verfügung. Die Administration der Freibadverwaltung
lag in den Händen des Ortes. Im Jahre 1903 hatte das Bad bereits 2612 Erwachsene
und 1504 Kinder als Saisonbesucher.
Leider war das keine Dauerlösung. Aber 1906 und 1907 konnten
den Badelustigen zwei Bäder angeboten werden. Am 18.07.1906 wird ein
öffentliches Volksbad am Teich des Gutsbesitzers Hörnig eröffnet und im Juni
1907 wird ein weiteres Volksbad beim Gutsbesitzer Boden im damaligen Niederdorf
geschaffen.
Immer stärker wurden nach 1923 die Forderungen, vor allem der Sportler, nach
einer größeren Badeanlage. Mehrere Projekte wurden dafür ins Auge gefasst und
bearbeitet. Aufgrund der günstigen Wasserverhältnisse entschied sich der
Stadtrat für das Masseneigelände. Im Jahr 1930 begann der Ankauf der Wald- und
Wiesengrundstücke für ein Sommerbad durch die Stadt Großröhrsdorf. Am 05. Juni
1934 erfolgte im Stadtrat Großröhrsdorf die Beschlussfassung über den Bau eines
Sommer- und Luftbades. Den Zuschlag für die Bauausführung erhielt die Firma
Alfred Paatz aus Leipzig.
Rund ein Jahr später war es dann so weite, am 22. Juni 1935 wurde das Massenei-Bad vom damaligen Bürgermeister, Herrn Rentsch, den Bürgern und Gästen der Stadt erstmals übergeben.
1935 erschienen in der Beilage einer Dresdner Tageszeitung
mehrere Artikel, welche sich ausschließlich Großröhrsdorf und darunter auch dem
Massenei-Bad widmeten. Darin stand geschrieben:
„Stattet man in den Sommermonaten der Industriestadt
Großröhrsdorf einen Besuch ab, so gilt wohl die Besichtigung des Massenei-Bades
als Selbstverständlich.
Waren die bisher vorhandene zwei kleinen Bäder keinerlei Sehenswürdigkeit, so
sucht andererseits das Massenei-Bad dank seiner bevorzugten Lage und seines
großzügigen Ausbaus in weitem Bereich seinesgleichen. Eine halbe Weg-Stunde von
der Stadtmitte entfernt liegt die Anlage mitten im Grün des Massenei-Waldes
eingebettet.
In staubfreier gesunder Waldluft bewegt sich hier der
Besucher, gleichviel, ob er im Wasser, in der Luft oder Sonne baden will. Eine
weitere Lücke in den Ausflugsgelegenheiten für die Großröhrsdorfer Bewohner
wurde damit geschlossen. Mehr als 50.000 Quadratmeter ist die Anlage groß,
wovon 45.000 Quadratmeter auf das Bad, der Rest auf das Vorwärmgelände
entfällt. Ausreichendes, sauberes Quell- und Waldwasser speist die neuzeitliche
Schwimmanlage, die das Schwimmbecken mit sechs Sportbahnen umfasst, den großen
Nichtschwimmerteil und die Sprunggrube. […]“
Im Großröhrsdorfer Anzeiger vom 03. August 1935 war unter anderem zu lesen „Reichlich 37.000 Besucher und Badegäste erfreuten sich bis jetzt an der herrlich gelegenen Anlage des Großröhrsdorfer Massenei – Bades." Die Zahl ist umso nennenswerter, da das Bad ja erst am 23. Juni in Gebrauch genommen wurde.
Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die jährlich stattfindenden Strand- und Badefeste. So wurden am 25. Juli 1937 etwa 8.500 Badegäste gezählt. Der Parkplatzwächter hatte an diesem Tage 1.500 Fahrräder, 110 Motorräder und 185 Kraftwagen zu betreuen. Welche Anforderungen ein Strandfest an die Badbewirtschaftung stellte, zeigten die verabreichten 3.500 Fischsemmeln, 200 belegte Semmeln und 2.500 Portionen Eis.
Den absoluten Besucherrekord erlebte
das Bad am 24. Juli 1938 mit 11.000 Personen.
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